Was Planner*innen nicht über Inklusion wissen
Der Buchtitel widerspricht der Aussage. Mit einer Maschine wird der Automatismus verbunden. Warum aber beginnt bei der barrierefreien Umgebung nicht zeitgleich die Inklusion? Und kann man Städteplanung in einer Maschine herstellen?
Auf diese Fragen findest du unterschiedlichste, hoch spannende Antworten und das Buch widmet sich den vielen Schichten der Inklusion. Beginnend bei dem Gedanken, dass Menschen mit Einschränkungen in vielen Fällen nicht selbstverständlich zur Stadt gehören. Dabei herrscht oft noch der Gedanke einer Norm von Benutzenden vor und Menschen, die von dieser Norm abweichen. Diese Denkweise widerspricht maßgeblich der UN-Behindertenrechtkonvention 2008 ab, darin heißt es: „Im Kern bedeutet Inklusion, Individuen in all ihren Unterschiedlichkeiten zu akzeptieren und ihr gleichberechtigtes Zusammenleben zu ermöglichen.“
Trotz dieses hohen Anspruches ist die Bandbreite der Inklusive nicht auf diesen Aspekt beschränkt. Denn neben dem Blickpunkt, der das Individuum in der Gruppe in den Mittelpunkt stellt, gibt es auch die Sicht auf Gruppen in der Stadtgesellschaft, die zum Profit Einzelner benachteiligt werden. Dabei ist die Privatisierung von öffentlichem Raum als barrierebildende Maßnahme, die Inklusion hemmt, ein exemplarisches Beispiel.
“ Unterschiedlichkeit der Menschen als Basis der Gesellschaft “
Das Buch ist in vier Kapitel aufgeteilt, das jeweils mit ein Zusammenschnitt eines Werkstattgespräches beginnt. Hier kamen drei Gäste mit unterschiedlichen Professionen zur offenen Diskussion an der Hochschule München zusammen und teilten ihre Sichtweise auf Themen der Inklusion. In den Diskussionsrunden begegneten sich Soziolog*innen, Urbanist*innen und Kommunikationsdesigner u.a. Dabei prallen wissenschaftliche Theorien und die praktische Umsetzung der inklusiven Stadtgestaltung aufeinander. Die kontroversen Blickwinkel sorgen bei den Gesprächen dadurch für eine große Vielfalt an Themen. Von anfänglichen, fiktiven Ideen werden im Laufe der Werkstattgesprächen, über wichtige Schritte der Umsetzung, auch klare Handlungsempfehlungen für zukünftige Projekte diskutiert. Nach den kurzweiligen Auszügen aus den spannenden Diskussionen kommt jeder Gast in einem Kurzbeitrag nochmal zu Wort. Mit dem abschließenden Statement wird nochmal die individuelle Sichtweise auf die Inklusion klar.
Ich kann sagen, dass “Inklusionsmaschine STADT” diesen Anspruch erfüllt und kann das Buch als eine sehr gute Lektüre weiterempfehlen. In ansprechender Weise hat mir das Buch viele neue Aspekte der Inklusion näher gebracht. Dabei geht es neben der Barrierefreiheit innerhalb von Gebäuden, viel mehr um die Zugänglichkeit von Umwelten. Vor allem den Aspekt, dass Inklusion nicht nur Rampenneigung beinhaltet, sondern auch Recht auf Stadt bedeutet, fand ich sehr spannend. Es ist ein guter Start um sich mit dem vielschichtigen Thema Inklusion intensiver zu beschäftigen und weckt Interesse an Mehr.
Es ist eine Horizonterweiterung und öffnet die Augen für die gegenwärtige Stadt vor meinem Fenster und ist wichtiger Beitrag zur zukünftigen Stadtgestaltung.
Das Buch ist neuer Bestandteil der Bücherauswahl im i.Lab.
Inklusionsmaschine STADT
Inklusion im Städtebau, interdisziplinär diskutiert
Andrea Benze / Dorothee Rummel (Hg.)
09.2020
https://www.jovis.de/de/buecher/product/inklusionsmaschine-stadt.html